Für benachteiligte Kinder im Landkreis Tuttlingen will "Hütchen" die Chancengerechtigkeit erhöhen und deren Persönlichkeitsentwicklung stärken. "Das geht über Einzelfallhilfe und Projekte, vor allem aber über ein Miteinander unterschiedlichster gesellschaftlicher Akteure", wie es die Regionalleiterin Manuela Mayer von der Caritas Schwarzwald-Alb-Donau auf der konstituierenden Sitzung per Videokonferenz betonte. Der Fonds werde im Rahmen der 2015 gegründeten Initiative "Mach dich stark - für Kinder im Südwesten" erstellt. "Mach dich stark" rückt somit seit fünf Jahren das Thema Kinderarmut in den Fokus und macht seither darauf aufmerksam.
Das für den Kinderförderfonds erforderliche zehnköpfige Kuratorium setzt sich aus Politik, Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft zusammen. Als Schirmherrin fungiert die Tuttlingerin Stephanie Eisen. Sie ist Gesellschafterin der Eisen OrthoVentures GmbH, ein Beratungsunternehmen im Bereich der Medizintechnik.
Ihr Ziel mit dem Kinderfonds: "Ich will künftig dafür sorgen, dass viele der rund 2000 armutsgefährdeten Kinder im Landkreis Tuttlingen, Hilfe und Unterstützung sowie eine Teilhabe in vielen sozialen Bereichen erhalten", sagt sie. Dort wo Kinder keine Chance haben, sich entwickeln zu können, werde Kinderarmut zu einer schleichenden Gefahr für die gesamte Bevölkerung. Gerade in einem reichen Land wie Deutschland sei es die gesellschaftliche Pflicht, der Kinderarmut entgegenzuwirken. "Kinder sind unsere Zukunft und ein Garant für den sozialen Frieden", gibt Eisen zu bedenken. Sie wolle mit verschiedensten Einrichtungen und Unternehmen in Kontakt treten.
Der 20. November steht ganz im Zeichen der Kinderrechte. Ein Grund für die Caritas gerade am vergangenen Freitag den Fonds ins Leben zu rufen. Außerdem verschärfe Corona die Situation der Armut für die ganze Familie. Das Thema sei aber ohnehin schon davor sehr relevant gewesen. "Als Caritas sind wir immer schon im Sinne der Armutsbekämpfung unterwegs", sagte Mayer und nennt das angestrebte Ziel von "Hütchen": "Wir wollen unkompliziert Hilfe leisten um die Potenziale und Talente von Kindern und Jugendlichen zu entdecken und zur Entfaltung zu bringen. Der Fonds übernimmt keine staatliche Aufgabe, sondern soll Lücken im Hilfesystem besetzen", betonte die Caritas-Regionalleiterin.
Dazu brauche es viele und wichtige Mitstreiter aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen. Spenden können sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen. Mayer weist zudem darauf hin: "Neben den finanziellen Mitteln geht es auch um die Zeit- und Beziehungsspende", so der Hinweis von Mayer.
Der Ablauf dabei ist eine Besonderheit. Zunächst lege das Kuratorium die Rahmenbedingungen fest und definiert diese. Der Jugendvergabeausschuss, bestehend aus sieben bis zehn Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren aus dem Landkreis Tuttlingen, entscheidet bei der Vergabe in diesem vorgegebenen Rahmen frei. Als "ein Gremium auf Augenhöhe" bezeichnet Stephanie Eisen diese Besonderheit und fügt als Begründung hinzu: "Die finanziellen Mittel können mit der Hilfe und Entscheidung der Jugendlichen gezielt dort ankommen, wo sie gebraucht werden, weil die Jugendlichen näheren und engeren Kontakt mit den hilfebedürftigen und sozial benachteiligten Kindern haben." Die Jugendlichen werden dabei pädagogisch begleitet und stehen im Austausch mit dem Kuratorium.
Ausgesucht werden die Jugendlichen von der Schirmherrin und den Caritas-Mitarbeitern. Die Besetzung soll ein Mix aus Jungen und Mädchen sein, aus Schülern, Azubis und Jugendlichen die beispielsweise unterschiedlichen Vereinen angehören.
Die Verantwortlichen des Kinderförderfonds "Hütchen" hoffen auf Spenden und laden Engagierte aus allen Gesellschaftsbereichen ein, die ihre Energien bündeln und im Miteinander neue Möglichkeiten entdecken wollen. Außerdem habe die Caritas das Musiker-Duo "Dos Mundos" mit ins Boot geholt. Gemeinsam wollen sie im Frühjahr ein Benefizkonzert für "Hütchen" auf die Beine stellen.